J. Blaschke,
Diplomarbeit Universität Regensburg
Dezember1995
Untersuchungen zur Theorie der periodischen Orbitale für den
Fall einer Kreisscheibe im homeogenen Magnetfeld
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Diese Arbeit beschäftigt sich mit
der
Theorie der periodischen Bahnen, die meist nach dem englischen Namen
"`Periodic Orbit Theory"' als POT
bezeichnet wird. Sie stellt
über sogenannte Spurformeln
einen Zusammenhang zwischen den
klassischen periodischen Bahnen eines Systems und dessen Zustandsdichte
her. Eine solche Beschreibung quantenmechanischer Effekte durch
Größen der klassischen Physik heißt semiklassisch. Diese
Ansätze sind Näherungen, also in ihrem
Gültigkeitsbereich und ihrer
Genauigkeit der Quantenmechanik unterlegen. Sie beziehen ihre
Berechtigung zum einen aus dem ungleich größeren Maß
an
Anschaulichkeit. Dadurch werden experimentell meßbare
Eigenschaften
von Systemen oft auch intuitivem Verständnis und nicht nur
numerischer
Verifikation zugänglich. Zum anderen sind solche Ansätze im
Grenzbereich zwischen Quantenphysik und klassischer Physik geeignete
Werkzeuge. Dort, wo die klassische Physik aufgrund von
Quantenkorrekturen keine befriedigenden Ergebnise mehr liefert und der
Rechenaufwand für die quantenmechanische Lösung aufgrund
großer
Teilchenzahlen nicht mehr zu bewältigen ist, können
semiklassische
Methoden erfolgreich eingesetzt werden. Dabei ist die Frage nach dem
Gültigkeitsbereich der semiklassischen Näherung
natürlich von
entscheidender Bedeutung. Diese Frage wird auch in dieser Arbeit immer
wieder diskutiert werden. Es wird dabei versucht, dem Fehler nicht nur
einen numerischen Wert, sondern auch eine physikalische Bedeutung
zuzuordnen.
Die Untersuchungen werden an einem einfachen
Modellsystem, dem Kreisbillard, durchgeführt. Darunter versteht
man
einen zweidimensionalen, radialsymmetrischen Potentialtopf mit harten
Wänden. Dieses System ist wird ohne Feld, mit zentraler
Flußlinie und
im homogenen Magnetfeld untersucht. Es ist in all diesen Fällen
quantenmechanisch noch exakt lösbar, was eine Analyse der Fehler
der
POT erleichtert.
Die Arbeit ist in sechs Teile gegliedert. Nach
dieser Einführung wird
zunächst in
Kapitel 2 eine kurze
Übersicht über andere semiklassische Ansätze gegeben, um
den Kontext
dieser Arbeit zu umreißen. Dabei werden auch die Grundideen der
POT
vorgestellt. Die POT ermöglicht eine Darstellung der
Einteilchenniveaudichte eines Systems als Summe über dessen
klassische
periodische Bahnen, wobei als Summanden nur (von der periodischen Bahn
abhängige) Größen der klassischen Physik auftreten.
Diese
Darstellung kann meist nur die Grobstruktur der Niveaudichte
reproduzieren. S. Reimann hat festgestellt, daß die
POT für den Fall des Kreisbillards sogar Näherungen der
einzelnen
Energieniveaus liefert. Das erste Ziel dieser Arbeit ist die genaue
numerische Bestimmung dieser Werte und deren Vergleich mit den
Ergebnissen der Quantenmechanik sowie anderer semiklassischer
Näherungen.Bei der Auswertung von PO-Summen treten erhebliche
Konvergenzprobleme auf. Üblicherweise werden diese Probleme durch
das Einführen einer exponentiellen Dämpfung der Beiträge
längerer
Orbits umgangen. Dieser Ansatz liefert aber für die Bestimmung der
Eigenwerte keine ausreichend genaue Fehlerabschätzung.
Kapitel 3 beschäftigt
sich daher detaillierter mit diesem
Konvergenzproblem. Die zunächst sehr formalen Überlegungen
führen
auf eine allgemeinere Methode zur Auswertung von PO-Summen. Mit ihrer
Hilfe können die semiklassischen Näherungen der Eigenwerte
des
Kreisbillards mit engen Fehlergrenzen bestimmt werden. Das wird in
Kapitel 4 durchgeführt.
In letzter Zeit finden Quantendots
großes Interesse. Es handelt sich dabei um
Halbleiterheterostrukturen,
in denen sich ein zweidimensionales Elektronengas ausbildet. Dieses
kann durch lithographische Methoden räumlich so eng begrenzt
werden,
daß sich Quantisierungseffekte zeigen. Das Kreisbillard ist als
einfaches Modell für runde Quantendots geeignet. In einer
einfachen
Näherung ist Leitwert eines Quantendots, der durch Punktkontakte
mit
dem umliegenden Elektronengas verbunden ist, proportional zur
Niveaudichte des Kreisbillards an der Fermikante. Für diesen Fall
damit ist eine Bestimmung der Leitwerte mit den Methoden der POT
möglich. Perssons Messungen der Leitwerte von
Quantendots im Magnetfeld motivierten semiklassische Untersuchungen des
Kreisbillards im homogenen Feld. S. Reimann
hat für dieses System eine Näherung der POT für schwache
Felder
vorgestellt. Die von ihr berechnete Schalenstruktur zeigt mit den
gemessenen Leitwerten bei kleinen Feldern qualitative
Übereinstimmung.
Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung einer Spurformel für
beliebig
starke Felder. Diese wird in Kapitel
5 vorgestellt. In
Kapitel 6 werden die
semiklassisch berechneten
Schalenstrukturen mit den Experimenten bei schwachen Feldern von
Persson verglichen. Ein Ausblick auf das zu erwartende
Verhalten bei starken Feldern beschließt die Arbeit.